Irische Lebensart – offen und herzlich

Das Pub liegt in einem Stadtviertel von Belfast. Die junge Frau am Nachbartisch unterbricht die lebhafte Diskussion mit ihren Freunden und beugt sich zu uns herüber: „Ihr seid nicht von hier, oder?“ fragt sie uns. Wir erzählen, dass wir hier gerade Urlaub machen. „Ihr seid sehr herzlich willkommen, das wollte ich Euch nur sagen“, erklärt sie uns mit einem Lächeln und wendet sich wieder ihrem Tisch zu. Viele Jahre ist diese kleine Begebenheit her. Aber sie ist typisch für die Herzlichkeit, mit der viele Irinnen und Iren reagieren.

Spontane Musik-Sessions und Geschichtenerzähler

Gemeinschaft wird in Irland groß geschrieben. In einem Pub werden neue Gäste schnell einbezogen. Oft gibt es einen Tisch, der für Musiker reserviert ist. Jeder, der ein Instrument spielt, kann sich dazusetzen. Dann wird gemeinsam und spontan musiziert. Diese Musiksessions sind wie die Pubs ein zentraler Bestandteil irischer Tradition. Die Lieder greifen immer wieder soziale Themen auf, singen von der Jahrhunderte langen Erfahrung, als Ire oder Irin im eigenen Land keine Rechte zu besitzen und durch nackte Not in die Emigration gezwungen zu werden. Sie erzählen aber auch vom Widerstand gegen die britische Besatzung und von den Freiheitskämpfen der verschiedenen Epochen.

Irland besitzt eine lange Tradition des Geschichtenerzählens. Der Seanchaí zog in alten Zeiten von Dorf zu Dorf und übermittelte in poetischen Versen, was sich im Land so zutrug. Vielleicht sind auch deshalb Literatur, Geschichte und Musik in Irland so eng verwoben. Die Zahl der Schriftsteller, die diese kleine Insel im Westen Europas hervorgebracht hat, ist auf jeden Fall beeindruckend. Weltbekannte Schriftsteller wie Brendan Behan, James Joyce, Oscar Wilde, Bram Stoker, WB Yeats und die Geschwister Brontë zählen dazu.

Warum sprechen in Irland so wenige Menschen Irisch?

Irland gehört zu den keltischen Nationen. Die irische Sprache Gaelisch ist Teil der Indogermanischen Sprachfamilie und wurde in Irland viele Jahrhunderte gesprochen. Die englische Invasion und ihre Strafgesetze, die ab dem 17. Jahrhundert die meist katholischen Ureinwohner Irlands von Bildung, Besitz und politischem Einfluss ausgrenzten, haben die Sprache fast ausgerottet. Sie hielt sich nur in abgelegenen Gebieten im Westen und Nordwesten Irlands. Englisch, die Sprache der zumeist protestantischen Invasoren, wurde zur offiziellen Sprache, auch in den Schulen.

Aktuell steigt die Zahl der Gaeilgeoir, der Menschen, die in der Lage sind, irisch im Alltag zu sprechen. Gebiete, in denen irisch tatsächlich noch Alltagssprache ist, werden Gaeltacht genannt. In den großen Städten wie Dublin oder Belfast haben moderne Methoden der irischen Spracherziehung zu diesem Erfolg beigetragen.

Gaelic Football und Hurling

Die traditionellen Sportarten werden unter dem Dach der Gaelic Athletic Association betrieben. Am besten bekannt sind Hurling, Gaelic Football und Handball. Hurling und Gaelic Football Teams bestehen aus je fünfzehn Spielern. Im September jeden Jahres werden die All-Ireland Championships ausgetragen. Das sind Spiele, an denen Teams aus allen 32 Provinzen Irlands, unabhängig von ihrer staatlichen Zugehörigkeit, teilnehmen. Der Höhepunkt ist jeweils das Finale im historischen Croke Park Stadium in Dublin. Mehr als 80.000 Fans füllen dann das Stadion.

Uschi Grandel

Die Geschäftsführerin der Partizan Travel GmbH verbringt viel Zeit in Irland – und das seit mehr als zwanzig Jahren. Sie leitet Reisen nach Irland und Nordirland, ins Baskenland und nach Schottland

Siehe auch:

Ein Blick in die irische Geschichte

Irland und Nordirland – Übersichtsseite

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